FOTOTECHNIK
Wenn man im hohen Norden nachts in den klaren Sternenhimmel sieht und einen intensiven Polarlichtausbruch beobachtet, gehört das wohl zu den eindrucksvollsten Schauspielen die man in der freien Natur erleben kann. Diesen Moment möchten viele fotografisch oder als Video festhalten. Auch wir haben die Nordlichtfotografie für uns entdeckt und möchten unsere Erfahrungen (auch durch Versuch und Irrtum) teilen damit man schnell und in kurzer Zeit schöne Nordlichtfotos zur Erinnerung erzielt. Die Ausrüstung dafür haben wir bereits besprochen, dennoch möchten wir nochmals darauf hinweisen, dass es momentan noch aussichtslos ist nur mit Smartphone und Selfiestick oder einer GoPro einen Versuch zu starten. Mit einer geeigneten Kamera und einem Stativ ist es aber nicht schwierig, qualitativ gute Aufnahmen von Polarlichtern zu erhalten. Folgendes sollte man an seiner Kamera einstellen können: Einstellung der Bildqualität (RAW oder .jpeg in höchster Qualitätsstufe), Wechsel in den manuellen Belichtungsmodus, Anpassung von Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert, Wechsel auf manuellen Fokus, manuelles Fokussieren, bei Spiegelreflex: Wechsel in den Live View Modus, hinein zoomen in ein Live View Bild bzw. in eine gemachte Aufnahme. Grundsätzlich bieten die folgenden Einstellungen eine gute Ausgangsbasis:
Keine Angst, wenn diese Begriffe nicht geläufig sind. Im folgenden Text versuche ich schrittweise zu erklären, welche Einstellungen an der Kamera vorgenommen werden müssen, um sie „polarlichttauglich“ zu machen und gegebenenfalls auch etwas Hintergrundinformation liefern. Am besten hat man dazu die Bedienungsanleitung für das eigene Kameramodell parat. VORBEREITUNG Die folgenden Einstellungen kann man vorbereitend auf eine Nordlichtbeobachtungsnacht gemütlich untertags im Warmen vornehmen. Dateiformat- RAW oder .jpeg? Als erstes ist gleich eine grundlegende Entscheidung zu fällen: Will ich im RAW-Format fotografieren oder ist .jpeg ausreichend? Vorteil RAW
Nachteil RAW
Vorteil .jpeg
Nachteil .jpeg
Meine Meinung Wenn man auf die Frage RAW oder .jpeg keine Antwort hat würde ich empfehlen, mit RAW+JPEG zu fotografieren, wenn die Kamera diese Option anbietet (in der Regel tun sie es). Damit hat man sofort ein .jpeg Bild zur Verfügung das man ohne spezielle Software betrachten kann und falls man später tiefer in die Welt der Fotografie eintaucht, hat man noch immer die RAW Bilder von damals für eine Nachbearbeitung abgespeichert. Vielleicht sind ja ein paar Schätze dabei, für die sich eine Nachbearbeitung wirklich auszahlt. Falls nicht, kann man die RAW-Dateien später immer noch löschen. Als wir mit der Nordlichtfotografie begonnen haben, hatten wir keine Ahnung von Bildnachbearbeitung. Aber wir haben damals schon auf Anraten in RAW aufgenommen und heute bin ich froh darüber. Ich muss aber auch dazu sagen, dass die Polarlichtfotografie vielleicht der Teilbereich der Fotografie ist, wo es am sinnvollsten ist in RAW aufzunehmen. Es wird einfach bei extrem schwachen Lichtverhältnissen fotografiert und jede Information, die sich im Bild befindet kann daher wichtig sein. Praktisch alle professionellen Polarlichtfotos, die in Büchern, Prospekten oder im Internet abgebildet sind, wurden am Computer nachbearbeitet. Wenn man sich für .jpeg-Aufnahmen entscheidet sollte man darauf achten, dass man hier die größtmögliche Qualitätsstufe auswählt. Beim RAW-Format gibt es hingegen keine Qualitätsabstufungen. Belichtungseinstellung Als nächsten Schritt empfehle ich, den manuellen Belichtungsmodus zu wählen. Meistens geschieht dies auf der Kamera mit dem Moduswahlrad. Auf diesem sind in der Regel Buchstaben wie zum Beispiel P, A, S, M aufgedruckt, bei Canon zum Beispiel Tv, Av,... Hier auf „M“ stellen. Das bedeutet, dass die Belichtung der Aufnahmen nun manuell gesteuert wird (und nur die Belichtung, nicht der Fokus!). Drei Einstellungen müssen daher ab nun selbst vorgenommen werden und alle drei beeinflussen die Belichtung der Aufnahme:
Als einziger der drei Werte wirkt sich der ISO-Wert direkt auf die Bildqualität aus! Ein höherer ISO-Wert führt zu stärkerem Bildrauschen. Es sollte daher immer zuerst versucht werden, durch die zwei anderen Einstellungen das Bild korrekt zu belichten. Nachdem die Blende praktisch immer komplett geöffnet ist, steht dafür nur die Belichtungszeit zur Verfügung. Aber keine Angst, wenn die Grundeinstellungen der Belichtung einmal gewählt wurden, muss nicht mehr sehr viel daran geändert werden.
1. Die Blende Die Blende ist einfach einzustellen: Auf die kleinstmögliche Blendenzahl einstellen, die das Objektiv erlaubt (= maximale Öffnung der Blende). Für die Polarlichtfotografie empfehle ich Objektive mit einer Blendenzahl von 2,8 oder darunter. Je nach Objektiv muss diese Einstellung entweder direkt am Objektiv (wenn ein Blendenring vorhanden ist) oder an der Kamera gemacht werden (Objektivblende wird direkt von der Kamera gesteuert). Vorteil offene Blende
Nachteil offene Blende
2. Die Belichtungszeit Die Belichtungszeit ist die Zeitspanne in der der Verschluss geöffnet ist und Licht auf den Sensor fällt. Je länger die Belichtungszeit desto mehr Licht fällt auf den Sensor und desto empfindlicher ist die Kamera. Das Polarlicht ist eine sehr schwache Leuchterscheinung. Als Grundeinstellung würde ich hier eine Belichtungszeit zwischen 5 und 10 s wählen. Vorteil längere Belichtungszeit
Nachteil längere Belichtungszeit
3. Der ISO-Wert Der ISO-Wert beschreibt das Ausmaß der Signalverstärkung. Hier empfehle ich für den Beginn einen ISO-Wert von ~800. Leider wird hier aber nicht nur das Signal der Bildinformation verstärkt sondern auch Fehlsignale was zu einem verstärkten Bildrauschen führt. Aber bitte keinen zu großen Respekt vor dem ISO-Wert haben. Keinesfalls sollte man nämlich davon abgehalten werden, eine Aufnahme zu machen weil der ISO-Wert zu hoch sein könnte. Wenn die Aufnahme nur mit einem ISO-Wert von 5000 möglich ist, dann ist es halt so. Besser ein verrauschtes Bild als gar keines und in der Nachbearbeitung ist zum Beispiel mit der Rauschreduzierung mittels externer Software noch einiges wieder rauszuholen. Vorteil höherer ISO-Wert:
Nachteil höherer ISO-Wert:
Bewährte Grundeinstellung der Belichtungswerte als Ausgangsbasis
Tipps für die Belichtung Die angegebenen Werte sind natürlich nur Anhaltspunkte und als Ausgangsbasis zu verstehen. Wann empfiehlt es sich welchen Wert zu ändern? Die Blende kann immer ganz geöffnet bleiben, dann muss man sich nur um Belichtungszeit und ISO-Wert kümmern. Eine Aurora kann sehr schnell sehr hell werden und es ist dann die Gefahr gegeben, dass das Bild überbelichtet wird! Hier hat man dann weiß ausgebrannte Stellen im Bild die auch in der Nachbearbeitung nicht mehr gerettet werden können. In diesem Fall zunächst den ISO-Wert reduzieren. Bei einem statischen Aurora-Bogen würde ich den ISO-Wert verringern und die Belichtungszeit erhöhen. Hier kann die Belichtungszeit ruhig verlängert werden, da sich der Bogen ja nicht bewegt. Der ISO-Wert wird hingegen reduziert (zB auf 400) um das Bildrauschen zu minimieren. Histogrammdarstellung Wer etwas tiefer in die Materie der korrekten Belichtung einsteigen bzw. nichts dem Gefühl oder Zufall überlassen möchte, kann auch die Histogrammdarstellung des Fotoapparates verwenden. Grundsätzliches zum Histogramm: Es sollte so belichtet werden, dass die am Histogramm sichtbaren Peaks weder links noch rechts beschnitten sind. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, bei kontrastreichen Motiven ist das oft nicht möglich. Wenn man die dunklen Bereiche des Bildes korrekt belichtet sind die hellen Bereiche überbelichtet und umgekehrt. Hier muss man sich entscheiden. Generell gilt aber: Zu helle Aufnahmen (die aber noch keine überbelichteten Stellen aufweisen) lassen sich in der Regel ohne Qualitätsverlust in der Nachbearbeitung abdunkeln. Daher arbeitet man in der Fotografie oft nach der Regel „expose to the right“, das heißt die Peaks im Histogramm sollten eher auf die rechte Seite verschoben sein (jedoch noch nicht abgeschnitten). Sonstige Einstellungen Live View Modus Ich empfehle bei Spiegelreflexkameras den Live View Modus für die Aurorafotografie zu verwenden. Der optische Sucher ist meiner Erfahrung nach dafür eher ungeeignet. Erstens, weil es gar nicht so einfach ist, durch diesen hindurchzusehen, wenn man zum Beispiel Kapuze und Haube auf hat und die Kamera in einem komischen Winkel am Stativ befestigt ist. Zweitens, weil man in einem optischen Sucher in der Nacht meistens nicht viel sieht außer Schwärze. Drittens, weil hier der Spiegel immer hochgeklappt ist und dadurch beim Auslösen keine Vibrationen induzieren kann. Die Verwendung des Live View Modus hat allerdings auch einen Nachteil, nämlich den erhöhten Stromverbrauch. Eine spiegellose Systemkamera befindet sich praktisch immer im Live View Modus, hier muss dieser also nicht extra aktiviert werden. Ich empfehle aber auch bei spiegellosen Systemkameras für die Motivauswahl nicht den (elektronischen) Sucher, sondern das Display an der Kamerarückseite zu verwenden. Bei Nachtaufnahmen mit einer Kamera die an einem Stativ befestigt ist, ist die Verwendung des Displays einfach viel komfortabler. Displayhelligkeit Diese sollte so gewählt werden, dass das Kameradisplay nachts nicht zu hell ist und blendet. Bei einem zu hellen Display tendiert man auch eher dazu, das Bild unterzubelichten. Bildstabilisator Ein vorhandener Bildstabilisator (am Objektiv oder in der Kamera) sollte ausgeschaltet werden. Dieser ist nicht notwendig, da die Kamera auf einem Stativ montiert ist. „Mirror Up“ Funktion Falls man nicht den Live View Modus verwendet und spiegelinduzierte Vibrationen vermeiden möchte, kann auch die sogenannte „Mirror Up“ Funktion verwendet werden (falls das Kameramodell diese Funktion aufweist). Hier wird der Spiegel schon vor der eigentlichen Auslösung hochgeklappt und eine eventuell dabei auftretende Vibration kann das Bild nicht verwackeln. In der Praxis funktioniert das so, dass man beim Fernauslöser auf den Auslöseknopf drückt, dann wird zunächst der Spiegel hochgeklappt und dann muss nochmal der Auslöser ein zweites Mal für das eigentliche Foto gedrückt werden. Auf dieses zweite Mal Auslöser drücken darf also nicht vergessen werden wenn die Mirror Up Funktion eingestellt ist! Nachteil: Wenn der Spiegel hochgeklappt ist, kann man nichts durch den Sucher sehen und die Aufnahme eines Bildes dauert natürlich auch etwas länger. Die Frage ist inwieweit eine durch den Spiegel ausgelöste minimale Vibration die Aufnahme einer Aurora verwackeln kann. Darüber, ob die Mirror Up Funktion für die Polarlichtfotografie hilfreich ist kann man also geteilter Meinung sein und daher muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Verwendung eines Stativs und eines Fernauslösers ist für diese Funktion jedenfalls obligatorisch. Langzeitbelichtung Rauschunterdrückung Vor einer Funktion möchte ich ausdrücklich warnen: Wenn man im Menü der Kamera herumstöbert findet man vielleicht die Funktion „Langzeitbelichtung Rauschunterdrückung“ (engl. long exposure noise reduction) oder so ähnlich und denkt sich „das ist doch genau das was ich für die Aurorafotografie brauche“ und schaltet die Funktion ein. Bitte das auf keinen Fall tun und ich erkläre auch gleich warum. Dazu sehen wir uns zunächst an wofür diese Funktion gedacht ist und wie sie funktioniert. Bei Langzeitbelichtungen mit einer Zeitdauer von bis zu mehreren Minuten kann es vorkommen, dass der Bildsensor überhitzt und sogenannte „hot pixels“ entstehen. Das sieht dann so aus wie buntes Konfetti das über das Foto gestreut wurde und ist natürlich nicht erwünscht, außer man fotografiert auf einer Kindergeburtstagsparty. Wie kann die Kamera das verhindern? Bei der „long exposure noise reduction“ Funktion nimmt die Kamera im Anschluss an das Bild ein zweites Bild mit genau den gleichen Einstellungen nochmals auf. Der einzige Unterschied ist, dass der Verschluss dabei geschlossen bleibt. Das bedeutet, es wird ein „dark frame“ aufgenommen in dem nur die hot pixels zu sehen sind. Dieses Bild wird dann automatisch durch die interne Kamerasoftware vom ursprünglich gemachten Bild subtrahiert und die hot pixels damit entfernt. In der Praxis bedeutet das, dass die Kamera zum Beispiel bei einer zehnsekündigen Aufnahme im Anschluss nochmals für 10 Sekunden, zuzüglich der Zeit die für die Bildnachbearbeitung benötigt wird, vollständig blockiert ist! Es können in dieser Zeit weder gemachte Aufnahmen betrachtet noch eine neue Aufnahme gestartet werden. So eine Funktion ist natürlich bei einem Motiv wie dem Polarlicht, auf das man manchmal stundenlang warten muss und dann vielleicht für ein paar Minuten erscheint und wieder verschwindet, natürlich komplett unbrauchbar. Man stelle sich das einfach nur vor: Über einem tanzt gerade die schönste Polarlichtkorona aber man kann kein Foto machen, da die Kamera gerade einen dark frame aufnimmt und blockiert ist! Verwendung von Filtern Für die Nordlichtfotografie werden keine Filter benötigt und da Filter auch immer etwas Licht schlucken, sollten diese daher vom Objektiv entfernt werden. Die kleinen Helferlein Moderne Fotoapparate, vor allem die spiegellosen Systemkameras, haben heutzutage viele zusätzliche Funktionen eingebaut (und täglich werden es mehr), die versuchen das Fotografieren einfacher zu gestalten. Manche sind für die Nordlichtfotografie sinnvoll, manche eher weniger: Individuelle Tastenbelegung Bei Kameras können heutzutage Tastenfunktionen geändert werden bzw. gibt es „freie“ Tasten, denen eine gewünschte Funktion zugewiesen werden kann. Eine sinnvolle Funktion, die ich selber nutze. Ich habe mir unter anderem die ISO-Einstellung und den Zoom für das Live View Bild auf das Steuerrad/Vierfach-Schalter gelegt. Zebra-Warnung Eine Funktion, die vor Überbelichtung schützt bzw. vor „ausgebrannten“ Stellen am Foto. Man kann einen Schwellenwert eingeben, zB. 90% und alle Bereiche am Foto mit einer Helligkeit von 90% oder mehr werden im Live View Modus mit einem schraffiertem Muster dargestellt. Ich nutze diese Funktion mit einem Schwellenwert von 100%. Wenn sich die Leuchtkraft der Aurora schnell ändert und ein Zebramuster am Display erscheint reduziere ich den ISO-Wert. Kantenanhebung („Focus Peaking“) Eine Funktion um das (schnelle) manuelle Fokussieren zu erleichtern. Wenn man am Fokusring dreht und das Motiv im Live View Modus scharf abgebildet wird, werden zur Verdeutlichung die Motivkanten farblich hervorgehoben. Für die Nordlichtfotografie (und auch sonst) ist diese Funktion eher nicht zu empfehlen, da zu ungenau. Die weiter unten beschriebene Methode zur Fokussierung im Live View Modus dauert zwar länger liefert aber bessere Ergebnisse. Histogrammdarstellung Die Histogrammdarstellung wurde schon im Abschnitt „Belichtung“ erwähnt und kann das Finden der richtigen Belichtungseinstellung vereinfachen. Das Histogramm kann man sich in der Regel in das Live View Bild einblenden lassen und ermöglicht damit eine „Echtzeit“-Belichtungskontrolle. Eine sehr nützliche Funktion nicht nur für die Nordlichtfotografie sondern für die Landschaftsfotografie im Allgemeinen. Man sollte nur bedenken, dass das Histogramm einen Durchschnitt der Farbkanäle Rot, Grün und Blau darstellt. Auch wenn laut Histogramm das Bild korrekt belichtet ist, kann ein Kanal „ausgefressen“ (überbelichtet) sein. Das betrifft vor allem den roten Farbkanal. Beim Nordlicht spielt das eher eine untergeordnete Rolle aber zum Beispiel während eines Sonnenuntergangs, wo viele Rottöne vorkommen, kann das von Bedeutung sein. Nach der Aufnahme in der Bildkontrolle kann man sich auch die Histogramme der einzelnen Farbkanäle ansehen und beurteilen ob diese richtig belichtet wurden. Im Zweifelsfall belichtet man „nicht ganz to the right“. Speicherplatz für Aufnahmeeinstellungen Falls die Kamera am Moduswahlrad statt Buchstaben und Symbolen auch Kürzel wie zum Beispiel „C1“, „C2“ oder „1“, „2“ aufweist, stehen die Chancen gut, dass es sich hier um Speicherplätze für frei programmierbare Aufnahmeeinstellungen handelt. Diese können, wenn einmal eingegeben, mit einem Dreh am Moduswahlrad abgerufen werden. Das ist sehr praktisch, man kann hier zum Beispiel eine Grundeinstellungen für die Nachtfotografie abspeichern oder, wie ich, die Einstellung für ein Echtzeit-Nordlichtvideo. Um ein Nordlichtvideo aufzunehmen brauche ich das Moduswahlrad nur auf „1“ zu stellen und den Videoaufnahmeknopf drücken. Für ISO-Wert, Belichtungszeit,… ist dann schon die programmierte Grundeinstellung ausgewählt. Alle Werte können natürlich auch weiterhin nach Belieben manuell verändert werden. Blitzlicht für die Nordlichtfotografie Ein Blitzlicht ist bei der Polarlichtfotografie natürlich vollkommen sinnlos. Die einzige Anwendung für ein Blitzlicht die mir irgendwie einfällt wäre vielleicht noch als Beleuchtung für ein Vordergrundmotiv. Hier kann man aber auch mit der Stirnlampe etwas „lichtmalen“. VORORT EINSTELLUNGEN Die folgenden Einstellungen müssen vor Ort, d.h. im Freien und unter Nachthimmel durchgeführt werden. Am besten nutzt man dazu die frühen Abendstunden bzw. die Wartezeit bis zum Nordlicht. Man spart sich dadurch viel Stress wenn das Nordlicht so richtig loslegt. Der Fokus Die korrekte Belichtung eines Fotos ist die eine Sache, aber es sollte auch scharf sein und bei einem Polarlichtfoto möchte man meistens das gesamte Bild scharf haben. Zugegeben, beim Polarlicht merkt man etwas Unschärfe nicht wirklich, da das Polarlicht selbst eine etwas diffuse Erscheinung ist. Eine Aufnahme mit einem imposanten Polarlicht, bei dem jedoch die Sterne und die Landschaft im Hintergrund verschwommen sind darf dennoch als misslungen betrachtet werden. Wie kann ich auf die Aurora fokussieren? Hier kommt uns eine Eigenschaft des Polarlichts zugute: es ist sehr weit weg und die Entfernung ändert sich praktisch nicht. Auch wenn die Aurora direkt über dem Kopf tanzt ist sie durch die enorme Höhe immer noch weiter weg als die meisten anderen Objekte im Sichtkreis auf der Erdoberfläche. Das bedeutet, der Fokus muss einmal richtig eingestellt werden und wird dann nicht mehr verändert. Dazu geht man meiner Meinung nach am besten hinaus und nimmt diese Einstellung direkt an einem Objekt unseres Interesses vor, nämlich an einem Stern. Beide, sowohl Polarlicht als auch Sterne, sind für den Fotoapparat so weit entfernt, dass die Fokuseinstellung „unendlich“ zutrifft. Zunächst muss auf der Kamera die Funktion „manueller Fokus“ gewählt werden. Manchmal gibt es auch am Objektiv einen AF/MF Schalter. Dieser muss dann natürlich auf „MF“ gestellt werden. Von der Verwendung des Autofokus würde ich dringend abraten. Dieser funktioniert in der Regel in der Nacht nicht bzw. könnte sonderbare Dinge tun. Ein Autofokus wird auch nicht benötigt, denn der Fokus wird einmal eingestellt und dann am besten nicht mehr angerührt. Kann man jetzt einfach hergehen und am Fokusring auf unendlich (∞) bzw. auf den Anschlag drehen? Leider nein, bei den meisten Objektiven funktioniert das nicht. Die korrekte ∞ Einstellung befindet sich nämlich meistens kurz vor dem Anschlag des Fokusringes. Um die richtige Position zu finden stellt man auf seiner digitalen Spiegelreflexkamera den Live View Modus ein und sucht sich einen mittelhellen Stern um den Fokus einzustellen. Besitzer einer spiegellosen Systemkamera befinden sich praktisch immer im Live View Modus und müssen diesen daher nicht extra einstellen. Nun muss man Belichtungszeit und ISO-Wert so wählen, dass der Stern am Kameradisplay gut zu sehen ist. Danach in das Live View Bild hinein zoomen und solange am Fokusring drehen, bis der Stern als kleinstmöglicher Punkt dargestellt wird. Man kann auch an die Bildränder scrollen und sehen ob dort die Sterne auch möglichst scharf abgebildet sind. Wichtig ist auch, dass bei einem Zoomobjektiv die gewünschte Brennweite am Objektiv bereits eingestellt ist. Wenn die Brennweite verstellt wird, muss auch der Fokus neu eingestellt werden! Mein Tipp zum Fokussieren Die Fokuseinstellung so oft wie möglich kontrollieren, zum Beispiel jedes Mal wenn die Kamera bewegt wurde. Der Weißabgleich Im manuellen Belichtungsmodus kann auch der Weißabgleich manuell verstellt werden. Man kann hier einfach den automatischen Weißabgleich auswählen und gute Ergebnisse erzielen. Ich habe für Polarlichtfotos gute Erfahrung mit der Voreinstellung „Glühlampe“ gemacht. Alternativ kann man auch manuell die Farbtemperatur einstellen. Ich hatte bei RAW-Bildern aber auch in der Nachbearbeitung von Polarlichtfotos noch keine Probleme damit den Weißabgleich nachträglich zu ändern. Persönlich finde ich Bilder einer Winterlandschaft mit kühlerem Licht (eher weißlich-bläulich) ansprechender und passender als warme Farben (gelblich-orange). Aber auch das ist Geschmacksache und natürlich auch situationsabhängig. Warten auf das Nordlicht Alle notwendigen Einstellungen wurden an der Kamera und Objektiv vorgenommen, die Kamera ist auf einem Stativ montiert, der Fernauslöser ist angesteckt und das Ganze wurde im hohen Norden jenseits des Polarkreises in einer wolkenlosen Nacht mit funkelnden Sternen aufgestellt? Vom Nordlicht ist aber noch nichts zu sehen? Macht nichts, zunächst kann man falls das noch nicht erledigt wurde den Fokus korrekt einstellen bzw. kontrollieren. Danach können ein paar Probeaufnahmen mit verschiedenen Belichtungseinstellungen gemacht werden. Falls man auch ein Vordergrundmotiv in das Bild einfügen möchte, kann man auch davon eine Probeaufnahme machen, anschließend in die Aufnahme hinein zoomen und die Schärfe kontrollieren. Falls das Motiv unscharf ist, den Abstand ein paar Meter erhöhen und nochmals versuchen. Praktischerweise werden bei Digitalkameras die Aufnahmeeinstellungen immer mit dem Foto abgespeichert und sofern die Kamera mit dem Objektiv kommunizieren kann auch die Objektiveinstellungen (Objektivmodell, Brennweite, Blendenzahl). Diese Daten kann sogar die Windows Foto-Anzeige anzeigen. Das heißt, man kann sich etwas herumspielen und zum Beispiel Aufnahmen mit verschiedenen ISO-Einstellungen vergleichen. Es kann auf keinen Fall schaden, die Einstellknöpfe zumindest für die Belichtungszeit und den ISO-Wert blind bedienen zu können. Checkliste: Ist die Objektivkappe abgenommen? ;o) Spezialanwendungen Nordlichtvideos anfertigen Zeitrafferaufnahmen Eine Zeitrafferaufnahme (engl. time lapse) eines Polarlichts hat seinen eigenen Reiz und ist eine beliebte Form Polarlichter darzustellen. Die natürliche Bewegung einer Aurora kann man mit einer Zeitrafferaufnahme allerdings nicht einfangen, dazu eignet sich ein Echtzeit-Video besser. Wie funktioniert das Ganze? Eigentlich relativ einfach. In gewissen Zeitabständen (das sogenannte Intervall) wird ein Foto nach dem anderen aufgenommen (bis zu mehreren Hundert). Diese Fotos werden anschließend zu einem Zeitraffervideo mit 25 Bildern/s kombiniert. 100 Bilder reichen daher theoretisch für eine Videolänge von 4 s. Langsame Zeitabläufe können so enorm beschleunigt wiedergegeben werden, zum Beispiel dahin ziehende Wolken oder das Nordlicht wie es nachts erscheint, über den Himmel tanzt und dann wieder verschwindet. Selbstverständlich wird sich niemand hinstellen und 2 Stunden lang alle 10 s ein Foto aufnehmen. So etwas wird natürlich automatisiert mit Hilfe eines sogenannten Intervalometers (im Prinzip ein etwas potenterer Fernauslöser) durchgeführt. Alternativ hat der Fotoapparat vielleicht schon eine Zeitrafferfunktion eingebaut. Letztere kann möglicherweise die Bilder auch gleich zu einem Zeitraffervideo verarbeiten. Was ist grundsätzlich zu beachten, wenn man eine Zeitrafferaufnahme erstellen will?
Panoramabilder Mit Panoramabildern kann ein größerer Bildausschnitt abgedeckt werden als die verwendete Objektivbrennweite erlaubt. Dazu werden mehrere überlappende Aufnahmen gemacht und anschließend durch spezielle Bildbearbeitungssoftware zu einem großen Bild zusammengefügt.
Wann ist eine Panoramaaufnahme sinnvoll? Das Nordlicht ist ein attraktives Motiv für ein Panoramafoto da sich Polarlichtbögen oft von einem Horizont zum anderen erstrecken und diese enorme Ausdehnung auf einer einzelnen Aufnahme gar nicht wiedergegeben werden kann. Eine Voraussetzung für ein Panoramabild ist aber, dass sich das Nordlicht nicht oder nur sehr langsam bewegt. Für eine sich schnell bewegende Aurora ist diese Aufnahmetechnik eher nicht geeignet oder man muss einfach sehr rasch mit einem extrem lichtstarken Objektiv und mit kurzen Belichtungszeiten arbeiten. Meine Kamera hat eine integrierte Panoramafunktion. Kann ich diese verwenden? Manche Fotoapparate haben schon eine Panoramafunktion integriert, bei der der Fotoapparat während eines Schwenks Bilder schießt und diese anschließend automatisch zu einer einzigen Aufnahme kombiniert. Dies hilft uns in diesem Fall aber nicht weiter da bei der Panoramafunktion in der Regel Automatikprogramme für die Belichtung zur Anwendung kommen die nachts nicht funktionieren. Das bedeutet, man muss die einzelnen Bilder fürs spätere Panorama selbst anfertigen. Welche Einstellungen sind für ein Panoramabild vorzunehmen? An den Einstellungen der Kamera für Belichtung oder dem Fokus ändert sich eigentlich nichts im Vergleich zu einer einzelnen Auroraaufnahme. Ich bevorzuge für Panoramaaufnahmen eher etwas längere Brennweiten also zum Beispiel 24 mm statt 14 mm da hier die Verzerrungen am Bildrand („Fischaugenoptik“) nicht so stark ausgeprägt sind- aber das ist Geschmackssache. Worauf muss noch geachtet werden? Auf das Stativ. Dieses sollte möglichst lotrecht aufgestellt sein damit sich beim Drehen der Kamera der obere und untere Bildrand möglichst parallel zum Horizont bewegen. Dazu benötigt man eine Wasserwaage am Stativ oder Stativkopf. Die Wasserwaage am Kameradisplay ist dafür nicht geeignet, da diese nur die Lage der Kamera aber nicht die Drehebene des Stativkopfes anzeigt. Entweder findet man einen Untergrund der eben genug ist, oder das Stativ muss mithilfe der Längenverstellung der Stativbeine korrekt nivelliert werden. Ansonsten bekommt man ein Panoramabild mit einem (sehr) schiefen Horizont wo man bei einer späteren Korrektur sehr viel an Bildhöhe verliert. Wie wird’s gemacht? Die Fotos sollten sich ca. 30% überlappen, zum Drehen der Kamera benötigt man einen Objektivkopf mit Panoramafunktion. Ob man ein Quer- oder Hochformatpanorama macht bleibt einem selbst überlassen bzw. kann das natürlich auch vom Motiv abhängig sein. Hier sind der Fantasie aber keine Grenzen gesetzt, auch ein „mehrzeiliges“ Panorama ist zum Beispiel möglich. Je nach Motiv macht man in der Regel 3-5 Aufnahmen die zu einem Panorama kombiniert werden. Das bedeutet, bei 5 Aufnahmen mit einer Belichtungszeit von je 10 s hat man allein schon eine Gesamtbelichtungszeit von 50 s. Wenn man jetzt noch die Manipulationszeit dazu rechnet, kann man schon auf eine Gesamtaufnahmezeit von zwei Minuten kommen. Damit ist auch klar, warum ein Panoramabild nur bei einer statischen Aurora gut funktioniert. In zwei Minuten kann eine sich schnell bewegende Aurora dreimal über den ganzen Himmel hin und her rauschen. In diesem Fall wird ein Panoramabild natürlich nicht funktionieren. Wie findet man später seine Panoramafotos zwischen all den anderen Aufnahmen wieder? Wenn man in einer Nacht viele Fotos gemacht hat und dazwischen sind ein paar Aufnahmen „eingestreut“ die später zu Panoramabildern kombiniert werden sollen, ist es später gar nicht so einfach diese Aufnahmen zwischen den anderen Fotos wieder heraus zu finden. Ich benutze dazu folgenden Trick: Wenn alles für das erste Bild des Panoramas vorbereitet ist mache zunächst eine Aufnahme meiner Hand die ich halbwegs bildfüllend vor das Objektiv halte, wenn nötig auch noch mit Rotlicht beleuchtet. Nachdem die einzelnen Bilder für das spätere Panorama im Kasten sind wiederhole ich das Ganze. Wenn ich nun später am Computer die Voransicht der Bilder im Ordner betrachte sehe ich mit einem Blick, dass alle Bilder die sich zwischen den Aufnahmen von roten Händen befinden für ein Panoramabild bestimmt sind. Zusatzinfo: professionelle Panoramafotos
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